Rudolf Duala Manga Bell
(geb. 1873 im Raum Duala – 1914 in Duala hingerichtet)
„Unschuldiges Blut hängt ihr auf. Umsonst tötet ihr mich. Verdammt seien die Deutschen. Gott, ich flehe Dich an; höre meinen letzten Willen, dass dieser Boden niemals mehr von Deutschen betreten werde.“ *
Rudolf Duala Manga Bell prangerte die gewaltvolle Behandlung seines Volkes unter deutscher Kolonialherrschaft an – und wurde dafür hingerichtet.
Manga Bell war König der Volksgruppe der Duala aus dem Familienverband der Bonanjo. Sein Großvater, König Bell, hatte 1884 den sog. Schutzvertrag zur Gründung der deutschen Kolonie in Kamerun unterzeichnet. Manga Bell besuchte in Kamerun die deutsche Regierungsschule und lebte als „Pflegesohn” und Gastschüler mehrere Jahre in Deutschland. Nach seiner Rückkehr übernahm er eine Vermittlerrolle als „Oberhäuptling“, der die Kolonialpolitik umsetzen sollte.
Als er Zeuge brutaler Kolonialverbrechen wurde und erkannte, dass die deutsche Politik darauf hinauslief, seinem Volk die Existenzgrundlage zu entziehen, begann sich Manga Bell zu widersetzen. 1905 schrieb er einen offenen Brief an das Reichskolonialamt, in dem er die Interessen seines Volkes unterstrich. Seine Petition gegen den deutschen Rechtsbruch und die unwürdige Behandlung wurden von deutscher Seite als „frech“ abgetan. Seine Hoffnung auf die deutsche Öffentlichkeit wurde dabei ebenfalls bitter enttäuscht und in der Presse gegen ihn gehetzt. Manga Bell, der grundsätzlich bereit war, mit der deutschen Kolonialregierung zusammenzuarbeiten, wollte als vollwertiger Staatsbürger gelten.
Sein Protest gegen die ausbeuterische und menschenverachtende Politik der deutschen Kolonialmacht hat ihn schließlich das Leben gekostet. Man hängte ihn kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges. Dieser in Deutschland noch immer nicht aufgearbeitete Justizmord prägt die kamerunische Erinnerungskultur bis heute.
* „Wie Douala Manga Bell den Glauben an die deutsche Kolonialmacht verlor“, Radiobeitrag Deutsche Welle, 29.11.2014.