Martin Dibobe
(geb. 1876 in Bonapriso, Kamerun – gest. ca. 1922 vermutlich in Liberia)
„Die Eingeborenen verlangen Selbständigkeit und Gleichberechtigung, wie es jetzt in der neuen sozialen Republik in Deutschland eingeführt ist.“ *
Martin Dibobe kämpfte – als im Deutschland der Kaiserzeit und der Weimarer Republik lebender Afrikaner – für die Gleichberechtigung Schwarzer Menschen.
Martin Dibobe wuchs als Quane a Dibobe in einer Gemeinde in Kamerun auf, die bis 1919 eine deutsche Kolonie war. Im Rahmen der Berliner Kolonialausstellung von 1896, wurde er in die deutsche Reichshauptstadt verbracht und der „weißen“ Bevölkerung als „exotische Attraktion” präsentiert. Im Anschluss an die Ausstellung blieb er im Reich, arbeitete als Schlosser und wurde durch eine Anstellung bei der Berliner U-Bahn der erste Zugführer afrikanischer Herkunft in Berlin. Ein bekanntes Foto zeigt Martin Dibobe in seiner Zugführerkleidung. 1902 heiratete er eine Deutsche, was nicht ohne Hürden möglich war – und mit massiver rassistischer Anfeindung einherging.
Nach dem Ersten Weltkrieg war Deutschland zwar gezwungen, seine Kolonien an die westlichen Siegermächte abzutreten, das rassistische Denken des Kolonialismus blieb gleichwohl in der deutschen Gesellschaft präsent. In Zeiten der Weimarer Republik stellte Dibobe, zusammen mit 17 weiteren Aktivisten, 32 „Forderungen der Afrikaner in Deutschland” auf, die sie an die Weimarer Nationalversammlung richteten. Dabei verlangten sie nicht nur die Selbständigkeit der ehemals deutschen Kolonien. In Deutschland lebende Schwarze Personen sollten eine rechtliche Gleichstellung erhalten – sowie politische Repräsentation. Die Dibobe-Petition ist das faszinierende Manifest eines in Deutschland schon seit langem existierenden, antikolonialem Aktivismus.
Schließlich kehrte Martin Dibobe nach Afrika zurück, von wo er vor Jahren verschleppt wurde. Über die letzten Jahre seines Lebens ist nur wenig bekannt
* Duckstein, S., Wie Douala Manga Bell den Glauben an die deutsche Kolonialmacht verlor, in: Deutsche Welle, 29.11.2014, https://p.dw.com/p/1DvVs (17.11.2022).