Mai-Phuong Kollath
(geb.1963 in Vietnam, kam 1981 als Vertragsarbeiterin in die DDR nach Rostock, lebt in Berlin)
“Was mich erschreckte: Niemand ist aufgestanden und hat etwas gesagt. Niemand. “ *
Mai-Phuong Kollath engagiert sich für die Integration von Migrant:innen und gegen Intoleranz, die ihr in Deutschland begegnete.
Mai-Phuong Kollath kam 1981 als Vertragsarbeiterin aus Vietnam nach Rostock. Sie hatte sich vorgestellt, als Hotelmanagerin zu arbeiten. Stattdessen wurde sie im Rostocker Hafen als Küchenhilfe eingesetzt.
In Rostock-Lichtenhagen wohnte sie 10 Jahre lang im „Sonnenblumenhaus“, einem Wohnhaus für Vertragsarbeiter:innen, welches 1992 zum Schauplatz des rassistischen und fremdenfeindlichen Pogroms wurde: Ein Mob mehrerer hundert Rechtsradikaler belagerte die Unterkunft und setzte sie in Brand. Die Anwohner:innen waren eingeschlossen und hofften vergeblich auf die Hilfe von Polizei und Feuerwehr. Denn etwa 3000 applaudierende Zuschauer:innen behinderten die Einsatzkräfte so stark, dass diese sich zeitweilig komplett zurückzogen und die Opfer sich selbst überlassen wurden.
Mai-Phuong lebte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in dem Haus, doch der Brandanschlag prägte sie nachhaltig. Mit ihrer Arbeit will sie den Betroffenen und ihren Kindern eine Stimme geben und ihre Erfahrungen dokumentieren. Viele Vietnames:innen bleiben politisch unsichtbar und von öffentlichen Debatten ausgeschlossen – ein Zustand, den Kollath ändern will.
Von 1999 bis 2005 studierte sie Erziehungswissenschaften an der Universität Rostock und arbeitete ab 2000 als freiberufliche Dolmetscherin und Übersetzerin für Organisationen und Behörden. Von 2005 bis 2010 baute sie einen interkulturellen Beratungsdienst auf und zog schließlich nach Berlin. Mai-Phuong Kollath nimmt regelmäßig am Integrationsgipfel der Bundesregierung teil und ist Vizepräsidentin des Bundesrates für Zuwanderung und Integration. Noch immer kämpft sie gegen den Rassismus, den sie seit ihrer Ankunft in Deutschland erlebt.