Cem Karaca
(geb. 1945 in Istanbul – gest. 2004 in Istanbul, nach 1979 im Kölner Exil)
„...Türkisch Kind und deutsches Kind /
Ihr sollt unsere Hoffnung sein /
Da wo jetzt noch Schranken sind /
Reißt sie nieder, stampft sie ein /
Baut die Brücken zum Verstehen /
Herzen brauchen keine Sprachen /
Eine Welt wird neu erstehen“ *
Cem Karaca setzte sich in seiner Musik mit Diskriminierung und gesellschaftlichen Schranken auseinander.
Cem Karaca war ein türkischer Musiker und Repräsentant der Anadolu-Rock-Bewegung, die traditionelle türkische Volksmusik mit Rockelementen aus dem Westen verbindet. Selbst bezeichnete er sich als „Rock Ozanı” (deutsch: Rockpoet) und sprach sowohl türkisch als auch deutsch und englisch. Er komponierte und sang Liebeslieder, machte auf die Unterdrückung der Arbeiterklasse aufmerksam und skandierte Zeit seines Lebens die Parole „Nein zum Krieg“. Nach dem Militärputsch 1980 in der Türkei wurde ihm aufgrund seiner Musiktexte Volksverhetzung vorgeworfen und er wurde ausgebürgert. Infolgedessen lebte Cem Karaca in Köln und München als „Heimatloser” bzw. „Staatenloser”. Erst nach dem Regimewechsel von 1987 konnte Karaca zurück in die Türkei.
Die Zeit im deutschen Exil aber hat den Sohn einer Schauspieler:innen-Familie mit armenischen und aserbaidschanischen Wurzeln auf vielfältige Weise geprägt: in seinem deutschsprachigen Album „Die Kanacken“ thematisierte er die Unterdrückung von Minderheiten, soziale Ungleichheit sowie gesellschaftliche Schranken. In seinen Texten setzte er sich insbesondere mit Lebensthemen wie Flucht und Exil auseinander. Auch die deutsche Politik und Gesellschaft, ihr in weiten Teilen diskriminierender Umgang mit Migrant:innen und Gastarbeiter:innen, werden von Karaca dabei scharf kritisiert. Seine Lieder fangen die leidvollen Erfahrungen von Diaspora-Communitys ein, die für die Mehrheit oft unsichtbar sind. Zugleich betont er aber auch seine Hoffnung auf ein friedvolles Leben in einer von Rassismus befreiten Gesellschaft. Cem Karaca wird als jemand erinnert, der an Liebe und Frieden glaubte.
* (Aus dem Lied mein deutscher Freund.)
Karaca, C., Mein deutscher Freund, 1984.